Emaillieren - Kunst und Handwerk (1)


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Maschinell

Zusatzarbeiten > Email schleifen


Aufbau-Skizze


Aufbau der Schleifeinrichtung

Einfache und preiswerte Nass-Schleifmaschine für Cloisonné und Champlevé Arbeiten.

Einfacher und schneller als mit der Hand lassen sich Emailober-flächen für Cloisonné- oder Champlevéarbeiten mit einer Maschine schleifen. Mit der Maschine benötigt man nur einen Bruchteil der Zeit die für den Handschliff erforderlich ist.
Geeignet für den Emailschliff sind Edelsteinschleif-maschinen, (linkes Bild oben) die allerdings sehr teuer sind. Deshalb habe ich, besonders für die kleine Küchen- oder Hobby-Werkstätten eine einfache, preiswerte Variante gebaut. (rechtes Bild oben)
Leider lässt sich kein genauer Bauplan erstellen, da alle Akkuschrauber unterschiedlicher Bauart sind. Hier deshalb nur eine Grundidee, die sich aber leicht dem eigenen Schrauber anpassen lässt.
Die Bauanleitung wurde ursprünglich für ein englischsprachiges Forum geschrieben. Deshalb sind die Abbildungen z. T. englisch getextet. Unter den Bildern ist die Übersetzung zu finden.
Die meisten in der Stückliste aufgeführten Werkzeuge /Materialien lassen sich im Internet, oder in Baumärkten finden und kaufen. Amazon und Ebay sind dabei gute Suchadressen.

Akkuschrauber.

Der Schrauber sollte folgende Eigenschaften haben

1) Lithium Ionen Akku möglichst mit zusätzlichem Wechselakku;. Der Wechselakku ist empfehlenswert, damit, falls ein Akku während der Arbeit leer wird, der volle Ersatzakku zur Verfügung steht. Der Lithium Ionen Akku ist schnell wiederaufladbar und hält seine Kraft bis der Akku vollkommen leer ist
2) Drehmoment etwa zwischen 15 und 20 Newtonmeter; Das Drehmoment muss ausreichend sein, damit die Trommel beim Schleifen nicht ausgebremst wird
3) Elektronisch regelbar; zum Einstellen der Schleiftrommeldrehzahl
4) Bohrfutter möglichst 8-10 mm; Damit die Achse für die Schleiftrommel stabil genug gemacht werden kann.
5) Möglichkeit zum Anbringen der Befestigungen; um den Schrauber mit den Rohrschellen oder dergleichen damit der Schrauber gut und fest an dem Montagebrett zu verbinden ist.

Montage des Schraubers:

Damit der Akkuschrauber auch „normal“ eingesetzt werden kann, wird er so montiert, dass er leicht auf- und abgebaut werden kann. In dieser Beschreibung erfolgte die Montage mit Hilfe einer normalen Rohrschelle die auf einem Buchenholzklotz befestigt wurde, der wiederum fest mit einer wasserfesten Spanplatte verschraubt ist.
Der Akkuschrauber wurde so montiert, dass auch der Akku während der Arbeit gewechselt werden kann. Revolverabzug und Bohrfutter sind frei zugänglich. Es empfiehlt sich, den Schrauber an 2 Punkten, z. B. am Schrauberhals und am Handgriff zu fixieren. Das erhöht die Stabilität und Vibrationsfreiheit der ganzen Vorrichtung.

Schrauber so hoch anordnen, dass die Mitte des Bohrfutters etwa 15-20 cm oberhalb des Montagebretts ist, bzw. dass zwischen der Schleifrollenunterkante und der Wasserauffangschale ein Arbeitsabstand von ca. 10-15 cm ist. (siehe linke Abb. "Distance")

Montage des Spritzschutzes und der Wasserversorgung.

Emailflächen sollten immer nass geschliffen werden. Das gilt beson-ders, wenn man Diamant-bänder benutzt. Trocken benutzte Dia-Bänder verschleißen wesentlich schneller. Außerdem setzt sich beim Trockenschliff der Schleifstaub in der Oberfläche des Emails ab. Das kann später zu üblen Fehlbränden führen.
Tropft Wasser auf die rotierenden Schleifbänder spritz das Wasser stark. Deshalb sollte ein Spritzschutz angebracht werden, der die Schleifrollen hinten ganz umgibt. Der Spritzschutz sollte an jeder Seite rund 2-3 cm breiter sein als die Schleifrollen und bis in die Auffangschale hineinreichen. (siehe Skizze links). Der Spritzschutz kann aus einem flexiblen Plastikmaterial oder aus Alu-Blech gefertigt werden. Ein „Nachbauer“ dieser Maschine hat den Spritzschutz aus der Wand eines kleinen Plastik-Farbeimer hergestellt. So hatte er gleich die gewünschte Rundung.
Falls in der Werkstatt kein Wasseranschluss verfügbar ist, wird oberhalb des Schleifrades ein 1-2 Liter fassender Plastikbehälter montiert. Ein Auslauf mit einem kleinen Absperrventil regelt die tropfenweise Wasserzufuhr. Lange habe ich nach einem 1-2 Literbehälter mit unten liegendem Abfluss gesucht. Ein befreundeter Apotheker brachte mich auf die Idee einen Klistierbehälter (Irrigator) zu benutzen. Ein solches Irrigator-Set enthält einen 1 Liter Wasser-behälter mit unten liegendem Abfluss, einen Gummischlauch und ein kleinen Durchlaufhahn. Also alles was benötigt wird. Außerdem ist das Set sehr preiswert. Ein kleines Stück Stoff, das bis auf das Schleifrad reicht verhindert, dass das Wasser nach vorne herausspritzt.

Das Schleifabwasser sollte NIE direkt in den Hauswasserabfluss geleitet werden. Es enthält viel Schleifstaub, der im Abflussrohr steinhart wird und kaum zu entfernen ist. Es empfiehlt sich die Wasser-Auffangschale mit einem Abfluss zu versehen, der das Schleifwasser in einen etwa 5 Liter fassenden Kanister leitet. Wenn der Kanister ca. einen Tag steht, hat sich der Schleifstaub am Boden abgesetzt. Das Wasser kann dann leicht dekantiert werden. Ist der Kanister etwa ½ oder / mit Schlamm gefüllt, kann man ihn zum Sondermüll geben.

Linkes Bild: Ansicht einer betriebsbereiten Email-Schleifmaschine. Der Akkuschrauber wurde hier etwas anders montiert.



Bei den meisten Akkuschraubern lässt sich der Revolverschalter zur Inbetriebnahme der Maschine nicht arretieren. Das ist hier aber unerläss-lich. Nach verschiedenen Versuchen mit Schraubzwingen, Gummibändern und Schlauch-klemmen hat sich folgende, etwas unkonventionelle Lösung heraus-kristallisiert.
Die Firma Zyliss (siehe Internet) bietet unter dem Namen „Strongboy“ einen Schraubglas-Öffner an. Mit diesem Werkzeug lässt sich der Schalter in jeder gewünschten Stellung (Umdrehung der Maschine) arretieren. Das dünne Stahlband wird über den Schalter geführt. Durch anziehen der Schraube am Ende des Deckelöffners lässt sich dann der Schalter feststellen.


 

Schaumstoff-Schleiftrommeln montieren.

Ich habe verschiedene Schaum- stoffqualitäten ausprobiert. Die recycelte, auch Verbundschaumstoff genannte "Qualität fest", ist m. E. die geeignetste. Bei der Bestellung der Schaumstoffrollen darauf achten, dass der Durchmesser der Schaumstoffrollen ca. 1- 1,5 cm größer ist als der Durchmesser der Schleifbänder. Nur so sitzen die Bänder bei der Arbeit rutschfest auf den Rollen
Wenn möglich gleich beim Zuschnitt die Rollen mittig für die Achse lochen lassen. Das Loch sollte ca. 3-4 mm kleiner sein als der Achsdurch-messer. Wenn selbst gelocht werden muss unbedingt darauf achten, dass das Achsloch absolut mittig ist. Sonst läuft die Rolle während der Arbeit unrund und „eiert“. Da die Schaumstoffrollen und der Zuschnitt sehr preiswert sind, empfiehlt es sich, für jedes Schleifband eine eigene Rolle zu kaufen. Das erspart beim Wechseln auf eine andere Körnung das etwas umständliche Aufziehen der Bänder auf die Rolle.

Montage der Trommelachse.

Zwei Kunststoff-platten rechteckig zuschneiden. Die Platten sollten in der Diagonalen ca. 2-3 cm kleiner sein als der Schleiftrommel-Durchmesser. Beide Platten absolut mittig bohren. Die Bohrung muss dem Achs-durchmesser entsprechen.
Von einer Gewinde-stange ein Stück als Achse abschneiden. Die gesamte Achse beginnend im Bohrfutter und endend am Rollenende sollte ca. 15 cm nicht überschreiten. Längere Achsen können sonst im, Betrieb „schlagen“.
Die 2 Kunststoffplatten rechts und links an die Schaumstoffrolle legen und die Achse durchstecken. Rechts und links fest verschrauben, so dass die Kunststoffplatten etwas in die Rolle eingedrückt werden. Muttern beider Achsseiten mit einer 2. Mutter kontern.

Gebrauch der Maschine

Zunächst welche Körnung für welche Arbeit?
Körnung 80-120; wenn Sie das Email restlos von einer misslungenen Arbeit entfernen wollen. Mit dieser Körnung lässt sich das gesamte Email von einer Fläche ca. 25x25 cm in weniger als einer ½ Stunde entfernen.
Körnung 220; für den Beginn einer größeren Cloisonné-Arbeit, z. B. einem Bild.
Körnung 330; für kleine Schmuckarbeiten z. B Broschen oder Anhänger.
Körnung 400, für sehr kleine Arbeiten wie z. B. Manschettenknöpfe oder ähnliches
Körnung 500 als Vorpolitur.
Körnung 600-800 oder feiner als Feinpolitur, wenn Sie viele Metallflächen (Champlevé) in der Arbeit haben. Die letzte Politur erfolgt auf einem harten Filzrad oder einem Lederband mit Ceroxid.

Welche Schleifbänder? Karborund oder Diamant?
Mit beiden Materialien erhalten Sie gleich gute Ergebnisse. Hier gibt es keinen Unterschied. Nach Erfahrungen mit beiden Materialien, benutze ich allerdings fast nur noch Diamantbänder. Im ersten Moment scheint es die teurere Lösung zu sein, aber das viel schnellere Arbeiten und die längere Lebenszeit der Diamantbänder rechtfertigen den höheren Preis. Sehr wichtig für die Lebensdauer der Diamantbänder ist der reichliche Gebrauch von Wasser während des Schleifens. Arbeiten Sie mit geringem Druck und bewegen Sie das Werkstück beim Schleifen ständig. Beobachten Sie den Schleifvorgang sorgfältig. Machen Sie das Werkstück immer wieder trocken und schauen Sie, ob die Stegdrähte oder emailfreie Metallflächen schon metallisch glänzen. Sobald das der Fall ist, wechseln Sie auf das nächst feinere Schleifband. Sind in den Emailflächen noch glänzend schimmernde „Dellen“ oder Poren, versuchen Sie nicht, diese herauszuschleifen, sondern reinigen Sie das Werkstück, füllen Poren oder Dellen mit Email auf und brennen noch einmal. Erst dann das Schleifen mit dem feineren Band wieder aufnehmen.

Wichtiger Hinweis! Verwenden Sie keine an 220 Volt angeschlossene Bohrmaschine beim Nachbau. Da beim Schleifen mit viel Wasser gearbeitet wird, besteht die Gefahr eines Stromschlages.

Wenn Sie diese Maschine nachbauen wollen, schicke ich Ihnen gerne eine Liste, wo Sie die verschiedenen Materialen bekommen. Senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff: "Schleifmaschinenliste" an: massow@emailkunst.de

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