Emaillieren - Kunst und Handwerk (1)


Direkt zum Seiteninhalt

Etwas Geschichte

Historisches



Email - Sein Weg durch Jahrtausende
Aufsatz von Curt Heigl, Direktor der Kunsthalle Nürnberg, im Ausstellungskatalog "email 2", Kunstverein Coburg.
Mit Genehmigung des "Kunstverein Coburg"


„Es wird erzählt, dass ein Alchemist beim Versuch, aus einer bestimmten Mischung Gold zu machen, als Abschluß seiner Arbeit im Tiegel neben dem Metall eine herrliche rote Schlacke Glases fand, so schön, wie noch kein Glas je zuvor gewesen", schreibt der italienische Bildhauer und Goldschmied der Renaissance, Benvenuto Cellini, über die Entdeckung des berühmten „rouge clair", des durchsichtigen roten Emails, nachdem man Jahrtausende zuvor nur undurchsichtiges Rot gekannt hatte.

Mit Email bezeichnen wir einen auf Metall aufgebrannten Glasfluss. Als Grundlage können dabei verschiedenste Metalle, etwa Gold, Silber, Kupfer oder neuerdings eine Kupfer-Zink-Legierung verwendet werden. Das Wort Email selbst ist erst seit dem 17. Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch, während man früher den älteren Begriff Schmelz benutzte. Beide Bezeichnungen gehen auf das Althochdeutsche smelzan zurück, das als smaltum ins Mittellateinische übernommen wurde und sich zum französischen email entwickelte.
Diese überaus anspruchsvolle Technik, bei der eine fein pulverisierte, angefeuchtete Glasmasse mit niedrigem Schmelzpunkt unter hoher Temperatur (in der Antike um 680 °C, heute um 800 °C) auf einen Metallgrund aufgeschmolzen wird, wurde bereits im mykenischen Griechenland (um 1800 v. Chr.) und auf Zypern (1200 v. Chr.) auf Goldplatten angewandt. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Emailtechnik bei den Kelten, die sie in ihrem Kunsthandwerk über 1200 Jahre (bis 800 n. Chr.) verwendeten. Spannend liest sich die Beschreibung der keltischen Emailtechnik des Griechen Philostratos (A.D. 170-249) . „Die Barbaren am Ozean gießen Farben auf glühendes Erz. Die Farben gerinnen dann und werden hart wie Stein." (Eikones, 1.28.3)

Meist wurden Gürtelschnallen, Ketten und vor allem emaillierte Fibeln hergestellt, die keine besondere Kostbarkeit, sondern wichtiges Bekleidungsaccessoire der Bevölkerung waren. Emailerzeugnisse wurden dabei nicht nur für den eigenen Bedarf produziert, sondern auch in andere Provinzen exportiert.
Griechische Meister fertigten etwa im 4. Jh. v. Chr. für skytische Kunden schönste Die Tradition des Email-Kunsthandwerks könnte fortgesetzt werden über die Blütezeit der ottonischen Zeit zu den Florentiner Medicis, die in der Renaissance bedeutende europäische Goldschmiede mit Emailarbeiten beauftragten, bis August dem Starken, dessen Hofjuwelier in Dresden kostbarste Stücke der Emailtechnik schuf, (Beispiel linkes Bild: Arbeit von Joh. Melch. Dinglinger, Hofjuwelier August des Starken, im "Grünen Gewölbe", Dresden), die dem damaligen Luxusbedürfnis des Adels entsprachen. Ein Wandel trat Ende des 19. Jahrhunderts ein: Email wurde
auch zum Alltagsprodukt, zum Industrieemail. Man begann Haushaltsgefäße Waschgefäße. Emailliertes Eisen eroberte Haushalt und Fabrik, Technik und Werbung. Neben Schmuck und Tischgerät wie Schalen, Dosen und
Wandbilder tauchen in den sechziger Jahren die Architekturemails auf, die ganze Wandflächen gestalteten, Gebäude schmückten. Neue lebendige Leistungen sind in der Stahlemaillierung geschaffen worden. Einer der ersten, die
Industrie und Kunst zur Symbiose zwangen, war Fritz Reuter. Andere folgten nach. Nach diesem neuerlichen Aufschwung, der eine „Renaissance des Emails" Anfang des 20. Jahr-hunderts einleitete, verschwand Email jedoch wieder mehr im Hintergrund. Der Kunstverein Coburg setzt mit seiner 2. Internationalen Emailkunstausstellung erneut Akzente und gibt dieser reizvollen Technik damit neue Impulse. (rechtes Bild: Modernes Emailbild von
A. van den Berg / NL). Es ist zu wünschen, dass sich künstlerische Aufträge wieder mit diesem vielseitigen Werkstoff auseinandersetzen, Verbindungen mit Architektur und Innenraum geschaffen werden. Denn Email läßt sich frei gestalten. Seine Wertigkeit liegt in der schöpferischen Interpretation des Werkvorgangs und seiner Form. In dieser umfas-senden Ausstellung besteht ferner die seltene Gelegenheit, einen alten Werkstoff wieder
zu entdecken. Dabei ist Neues Sehen hilfreich, um dieser jahrtausendealten Technik auch ins 21. Jahrhundert hinein gerecht zu werden - Email will nicht nur dekorativ verstanden sein.
zu emaillieren, Öfen, KüchengeschirrSchmuckstücke. In der folgenden Zeit wurde Filigranemail auf Diademen, Halsketten, Ohrringen und Medaillons immer beliebter. Byzantinisches Email kam als Geschenk ins Abendland, um die Barbaren zu beeindrucken oder als diplomatisches Präsent, als Souvenir oder später als Kreuzzugsbeute. Blütestätten
des Email wurden im 12. Jahrhundert Limoges und das Rhein-Maas-Gebiet. Dabei wendeten die Künstler unendliche Mühe für die Herstellung kirchlichen Geräts wie Pokale, Schreine, Tragaltärchen, Vortragskreuze oder Buchdeckel auf.
Soweit der Leitartikel des Katalogs "email2" des Kunstverein Coburg


Emailarbeiten aller Techniken erfordern einen hohen Zeitaufwand. Deshalb beschäftigen sich leider immer weniger professionelle Künstler mit dieser faszinierenden Kunst. Trotzdem findet man im Internet viele interessante Seiten die sich mit dem Email als künstlerischem Ausdrucksmittel beschäftigen. Wenn Sie danach suchen, müssen sie auch die englischen Begriffe "enamel", "enameller" "enamelist" einbeziehen.
Im Menü finden Sie unter "Links" die HP's einiger Emailkünstler-Vereinigungen.


Homepage | Historisches | Emailrohstoff | Emailtechniken | Zusatzarbeiten | Was ist was? | Kontakt | Metallarbeiten | Bilder | Sitemap


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü