Emaillieren - Kunst und Handwerk (1)


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Streutechnik

Emailtechniken

Beschreibung
Die Streutechnik steht eigentlich am Anfang aller Emailarbeit. Sie ist die Grundtechnik schlechthin. Mit einem feinen Sieb (Teesieb mit
flachem Boden, besser aber ein Sieb aus dem Fachhandel) wird das Emailpulver auf die vorher gut gereinigte Metallfläche gesiebt. Als
Faustregel gilt, daß die aufgesiebte Emailschicht etwa so dick sein soll wie das Trägerblech! Vor allem das Gegenemail, in manchen
Büchern auch Konteremail genannt, läßt sich so schnell auftragen. Es empfiehlt sich auch bei ebenen Flächen (bei steilen oder gewölbten Flächen ist es ohnehin unumgänglich), vor dem Aufsieben etwas "Kleberwasser" auf die Metallfläche zu sprühen. Dadurch zieht sich das Email beim späteren Brennen nicht so leicht von den Rändern zurück. Empfehlenswert ist es auch, die Ränder etwas dicker mit Email einzustreuen, da hier die Wärmebelastung und damit die Gefahr des Überbrennens bzw. Verbrennens des Emails am größten ist. Selbstverständlich kann man verschiedene Farben gleichzeitig aufsieben.Die links abgebildete Schale wurde zunächst
gegenemailliert, danach die Sichtseite mit der Stahldrahtbürste und Schmirgel vom Zunder befreit. Als nächstes wurde Fondant partiell aufgesiebt und das Stück dann gebrannt. Es entstehen die dunklen Flecken. Schaleninnenseite mit Stahldrahtbürste von losem Zunder befreien und dann die anderen Farben (Hellgrün, Dunkelgrün, Braun, Fondant) aufsieben. Brennen. Ränder durch Schleifen vom Zunder befreien.

Technik
* Grundtechnik für eine wagerechte Fläche:
* Metallfläche, in der Regel Kupferblech, mechanisch durch Schmirgeln oder chemisch mit Säure reinigen. Die Oberfläche muß absolut sauber und fettfrei sein!!
* Test der Oberfläche auf Fettfreiheit. Wasser auf die Oberfläche geben. Das Wasser muß sich gleichmäßig über die gesamte Oberfläche verteilen. Bilden sich "Inseln" ist die Oberfläche noch fettig und muß besser gereinigt werden.
* Sauberes, glattes Blatt Papier, deutlich größer als die zu besiebende Emailplatte auf der Werkbank ausbreiten. Vom Papier kann später das saubere, überschüssige Email wieder zurück in den Emailbehälter gegeben werden.
* Kleine "Böckchen" oder dergl. auf das Papier stellen.
* Platte mit Kleberwasser einsprühen.
* Feuchte Platte mit der besprühten Seite nach oben auf die Böckchen legen, so daß die Platte etwa 1 cm oberhalb des Papier- bogens ist. Das erleichtert später das Aufheben des bestreuten Blechs.
* Emailsieb etwa 1/3 mit Email füllen.
* Durch schütteln oder seitliches Anklopfen an das Sieb das Email auf die Platte sieben. Dabei das Sieb so halten, daß es sich etwa 10 cm oberhalb der Platte befindet. Die aufgesiebte Emailschicht soll in etwa so dick sein wie das zu emaillierende Blech.
* Besiebte Platte auf einen Gegenemailständer legen und das Ganze auf den Ofen zum Trocknen stellen.
* Steigen keine Dämpfe mehr auf, Platte in den Ofen geben und brennen.
* Brand beobachten und Platte herausnehmen, sobald die Oberfläche des Emails glänzt. ACHTUNG Beim Blick in den Ofen immer eine Infrarot-Schutzbrille tragen. Ansonsten können die Augen Schaden nehmen.
* Die noch heiße Platte auf eine plane Fläche legen und mit einem geeigneten Gegenstand z. B. einem alten Bügeleisen, flach drücken.
* Platte reinigen und gegebenenfalls auch die andere Plattenseite emaillieren.

 

Besieben steiler Flächen

Sollen z. B. Schalen, Vasen oder Dosen mit steilen Wänden in der Siebtechnik gestaltet werden, so muss das Email mit einem Haftmittel daran gehindert werden, von der steilen Fläche abzufallen.
Das Email sollte nicht zu grob gemahlen sein. 80-100 mesh oder etwas feiner ist gut geeignet. Feines Email haftet an steilen Flächen besser

Schalen usw. sollten grundsätzlich beidseitig emailliert werden u. z. nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus technischen Gründen. Beidseitig emaillierte Gegenstände sind wesentlich unempfindlicher gegen Schlag usw. als einseitig emaillierte. Ob zuerst die Innen- oder die Außenfläche emailliert wird, ist technisch unerheblich. Ich versuche nach Möglichkeit zunächst die Innenseite fix und fertig zu emaillieren, also einschließlich der farblichen Oberflächengestaltung. Erst wenn die Innenseite fertig ist, emailliere ich die Außenseite. Das hat den Vorteil, dass beim letzten Brand (der Gegenstand steht dann „kopfüber“ (Bild 4) auf dem Gegenemailständer), keinerlei Brandmarken an der Außenfläche entstehen.
Es ist manches mal schwierig, eine größere Schale die außen besiebt werden soll mit der Hand zu halten und so zu drehen, dass das Email immer senkrecht auf die Metalloberfläche gesiebt werden kann. Bei diesem Problem helfen kleine Stützen oder dergl. wie in Bild 1 gezeigt.

Die zu emaillierende gut gesäuberte Fläche (innen oder außen) wird mittels einer Blumenspritze (auch eine elektrische Spritzpistole ist sehr gut geeignet) satt mit Klebemittel eingesprüht. Solche Klebemittel sind im Emailfachhandel erhältlich, können aber aus Tapetenkleister leicht selbst hergestellt werden. US-Künstler sprühen steile Flächen auch mit Haarspray ein. Vorteil: Das Haarspray hält das Email sehr gut. Nachteil: 1) Das Spray trocknet sehr schnell. Deshalb kann man immer nur kleine Flächen besprühen und besieben.
Kleberrezept: ¼ Teelöffel normalen Tapetenkleister mit etwa 100 ml destilliertem Wasser ansetzen. Von diesem Ansatz etwa ½ Esslöffel in eine normalgroße, ca. 500 ml fassende Blumenspritze mit destilliertem Wasser geben. Vor Gebrauch gut schütteln. Darauf achten dass kein Schaum entsteht. Schaum führt zu Poren im gebrannten Email. 2) Haarspray ist feuergefährlich und sollte deshalb NIE in der Nähe des Ofens benutzt werden.




Gegenstand satt mit diesem Kleber einsprühen. Zu besprühende Fläche ca. in Armlänge von der Sprühpistole entfernt halten. (Bild 3 zeigt das Sprühen mit einer Aerosoldose). Die Kleberflüssigkeit soll möglichst als feiner Nebel austreten. Tröpfchen vermeiden!! Die gesamte Oberfläche muss nass sein, aber das Kleberwasser darf nicht vom Gegenstand abtropfen. Gegebenenfalls mit einem Papiertuch das überschüssige Klebewasser absaugen. Sieb zu etwa / mit Emailpulver füllen. Schale nun so halten, dass das Email möglichst senkrecht auf die Fläche fällt. (Bild 1 + 2). Gegenstand rundum besieben. Vorsichtig nochmals Kleber so über die gesamte Fläche sprühen, dass das Email-Kleber-Gemisch nicht abfließt. Eine zweite Schicht Email übersieben. Vorgang evtl. noch ein drittes mal wiederholen. Die Gesamtstärke der aufgesiebten Emailschicht sollte in etwa so dick sein wie das Metall stark ist. Vorteilhaft ist es, den Rand etwas „dicker“ zu streuen. Als letzten Arbeitsgang die gesamte Emailschicht nochmals übersprühen.

Gegenstand auf einen Brennrost (wie immer mit der Emailseite nach oben, Bild 4) stellen und gründlich trocknen lassen. Befindet sich noch Wasser in der Emailschicht wenn das Teil in den Ofen kommt, wird ein Teil des Pulvers durch das schlagartige Verdampfen des Wassers im heißen Ofen, abgesprengt.

Ist das Email trocken, Werkstück vorsichtig in den in den Ofen geben und brennen. Bei steilen Flächen muss man den Brand besonders gut beobachten. Wird das Email zu heiß und damit sehr flüssig, läuft es an den steilen Flächen ab und sammelt sich am Boden, bzw. am Rand!!

Nach dem Abkühlen Werkstück von Zunder befreien und wie oben beschrieben die metallische Seite besieben, trocknen, brennen.



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